Die neuen E-Scooter in Berlin: Circ und Voi im Test

Seit knapp einer Woche gehören sie zum Berliner Straßenbild: Die neuen E-Scooter. Mehrere Anbieter der smarten Tretroller haben nun die Betriebserlaubnis vom Kraftfahrtbundesamt erhalten und haben angefangen ihre Roller in der ganzen Stadt zu verteilen. Bislang sind es nur ein paar hundert, aber alle Anbieter möchten ihre Flotte in den kommenden Wochen wesentlich vergrößern. Die E-Scooter werden vor allem an Tourihotspots wie z. B. am Alexanderplatz oder am Brandenburger Tor aufgestellt und bis jetzt gibt es auch noch keine Mengenbegrenzung. Zu den Verleihern gehören neben Lime und Tier das Berliner Unternehmen Circ und die skandinavische Firma Voi. Die Einführung der E-Scooter wird von vielen sehr skeptisch betrachtet und schon jetzt sind sie vor allem in Mitte und Kreuzberg nicht mehr zu übersehen. Klar, dass auch wir diese smarten Flitzer mal genauer unter die Lupe nehmen! 

Nach den bisherigen gesetzlichen Vorgaben dürfen die E-Scooter bis zu 20 km/h fahren und die Fahrer müssen mindestens 14 Jahre alt sein. In den beiden von uns getesteten Apps wurde aber ein Alter von 18 Jahren zur Benutzung gefordert. Allerdings musste man dies bei der Registrierung nicht nachweisen, ein Klick auf die Checkbox hat gereicht. Außerdem darfst du nur auf dem Radweg oder auf der Straße, wenn es keinen Radstreifen gibt, fahren. Aber dabei ist große Vorsicht geboten, denn das ist gerade in Berlin (aus Erfahrung) richtig gefährlich. Ebenfalls gibt es bestimmte Verbots- und Abstellzonen, die in den Apps angezeigt werden. Diese sind in Berlin zum Beispiel die Museumsinsel oder der Tiergarten. Tragischerweise gibt es bisher auch noch keine Helmpflicht beim Fahren dieser Scooter. Aber bitte setz trotzdem lieber einen auf und beachte, dass wir diesen kurzen Test behutsam und mit Bedacht durchgeführt haben!

Circ und Voi im Test
Insgesamt haben wir uns die Apps von Lime, Tier, Circ und Voi heruntergeladen, haben aufgrund der Anzahl und Entfernung der Roller aber nur die beiden Anbieter Circ und Voi getestet. Die Anmeldung und Einrichtung war bei beiden sehr ähnlich und identisch zu anderen Anbietern im Sharing-Segment. Das heißt, du lädst dir die App herunter, registrierst dich mit deiner E-Mail-Adresse, hinterlegst ein Zahlungsmittel und schon werden dir in der App auf einer Karte die verfügbaren Scooter angezeigt.

Auffällig ist hier, dass das Berliner Geschäftsgebiet von Circ im Moment noch sehr klein und zentral ausfällt. Bei Voi hingegen ist es schon wesentlich größer. Die Anzahl der E-Tretroller ist aber mit derzeit circa 100 Stück relativ gleich. Beim Vergleich der Kartenansichten schneidet Voi schlechter ab, da die Straßen extrem schlecht zu erkennen sind. Circ greift hier auf Google Maps zurück, was uns direkt vertraut vorkam.

Und los geht’s mit der Ausleihe!
Bei beiden Anbietern wird mit einem Klick der Akkustand sowie der Preis angezeigt, der bei beiden identisch ist: Die Entsperrung der E-Scooter kostet 1 € und jede Minute 0,15 €.  Den Voi E-Scooter entsperrt man in dem man den QR-Code abgescannt. Bei Circ wird der ausgewählte E-Scooter durch das Nach-Rechts-Wischen in der App entriegelt. Hier ist es möglich auch von zu Hause aus diesen zu entriegeln. Das kann ganz praktisch sein, da bei keinem der beiden von uns getesteten Anbieter eine Reservierung der Scooter möglich war. Allerdings läuft mit dem Entriegeln auch die Mietzeit zu den erwähnten Kosten. 

Aussehen vs. Funktionalität
Kommenen wir nun zu den optischen Unterschieden der beiden Anbieter. Unser erster Eindruck war, dass der Voi E-Scooter durch seine knallige Farbe wesentlich stylischer aussieht. Wenn nun auf die Ausstattung achtet, sieht man, dass er einen Gashebel, eine Klingel, eine Hebelbremse und eine Hinterradbremse besitzt, die mit dem Fuß steuerbar ist. Die Hinterradbremse ist sehr praktisch, da man diese noch von normalen Cityrollern kennt.

Der Circ wirkt etwas billiger als der Vio, hat aber dafür viele praktische Funktionen. Die Halterung für das Smartphone, worüber das Navi laufen kann ist sehr hilfreich, vor allem mit dem USB-Port im Lenker, wodurch das Handy während der Fahrt nicht an Akku verliert. Außerdem sehr praktisch ist die Flaschenhalterung, was gerade für die heißen Sommertage ein großer Pluspunkt ist.

Safety first? Wohl eher nicht.
Die E-Scooter beider Anbieter haben zwar Licht, aber keine Blinker. Das hat zur Folge, dass beim Abbiegen keine Möglichkeit besteht sich bemerkbar zu machen. Jetzt denkst du bestimmt: Beim Fahrradfahren gebe ich doch auch einfach ein Handzeichen?! Beim Tretroller hat sich das als äußerst gefährlich erwiesen, da das Lenken und Bremsen mit einer Hand bei dem Tempo gar nicht so leicht war. Die Höchstgeschwindigkeit von circa 20 km/h kam uns sehr schnell vor, besonders bei dem Voi. Trotz der Federung, die beide E-Scooter besitzen, ist bei jeder Bodenwelle und Unebenheit eine hohe Aufmerksamkeit nötig. Noch dazu ist der Gashebel nicht wie bei Rollern oder Motorrädern ein Drehgriff, sondern ein Hebel, den man mit dem rechten Daumen nach unten drücken muss. Dies führt dazu, dass ein komplettes Umgreifen des Lenkers nicht möglich ist und die Kontrolle über den E-Scotter weiter abnimmt.

Nun zum Fahrgefühl
Beim ersten Versuch ist sofort aufgefallen, dass ein Anstoßtritt, wie man es von einem gewöhnlichen Tretroller kennt, ausreicht, damit der Elektromotor den gedrückten Gashebel annimmt und beschleunigt. Beide E-Scooter haben innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Geschwindigkeit von 20 km/h erreicht. Das Beschleunigen war zwar nicht ruckartig aber dennoch zügig, dass man sich schon gut am Lenker festhalten musste. Besonders bei den ersten Fahrten war es sehr wackelig, hat zugegebenermaßen nach ein paar Runden aber auch Spaß gemacht, die unbefahrene Gasse hoch und runter zu düsen. Andreas’ Blick sagt da alles, oder? 😉 Das Fahrgefühl wurde zwar besser aber trotzdem nicht viel sicherer. Dabei muss man zwischen den E-Scootern der  beiden Anbieter etwas differenzieren. Circ, der zunächst etwas billiger wirkte, war wesentlich stabiler, was auf eine andere Bereifung, das höhere Gewicht oder einfach die Verarbeitung zurückzuführen werden könnte. Der stylische Voi machte hingegen einen sehr klapprigen Eindruck und knatterte sogar etwas beim Fahren.

Die Bremsen greifen bei beiden Scootern so stark, dass man sich erschreckt, verunsichert wird und direkt merkt, wie schnell man die Kontrolle bei einer Vollbremsung verlieren könnte. Erschreckend war auch der große Wendekreis der beiden E-Scooter. Ein einfaches Drehen wurde somit zu einer Herausforderung, damit man auch hier keinen Verkehrsteilnehmer oder Fußgänger behindert.

Fazit
Sind die kleinen smarten Flitzer nun Fluch oder Segen? Wir denken und befürchten eher Ersteres. Zugegeben, der kurze Test hat tatsächlich Spaß gemacht und es war lustig die neuen E-Scooter mal auszuprobieren. Allerdings hat man schnell gemerkt, dass die Tretroller keine hohe Sicherheit bieten und man anderen Verkehrsteilnehmern schnell hilflos ausgeliefert sein kann und Unfälle schnell passieren und gerade ohne Helmpflicht böse enden können. Das heißt, für den Alltag sind die E-Scooter für uns völlig nutzlos und keinesfalls sinnvoll. Außerdem ist der Preis ist im Vergleich zu Fahrrad- und Rolleranbietern sehr hoch und wir würden eher wieder auf die zuvor getesteten Jump-Bikes oder Coup-Roller zurückgreifen!

Unser Tipp: Da wir auch sehr gespannt waren, wie sich die neuen Flitzer fahren lassen, probier es einfach mal aus und überzeug dich selbst. Aber bitte bitte, wenn du das im Berliner Straßenverkehr vorhast, setz deinen Helm auf! Wir haben es nämlich selbst unterschätzt und sind, bis auf Maren, die sich für 10 m auf die vielbefahrene Straße gewagt hat, ausschließlich in Gassen oder Straßen ohne viel Verkehr umher gedüst.

Wenn auch du diese E-Scotter schon einmal ausprobiert und eine klare Meinung dazu hast, lass es uns gerne in einem Kommentar wissen!

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