Mehr Bewegung und aufrechtes Sitzen mit 8sense

Jan Weber und 8Sense

Sitzt du gerade gerade ? 

Laut der WHO gelten bereits wöchentlich mindestens 150 Minuten moderate beziehungsweise 75 Minuten intensive Bewegung für den Mensch als ausreichend. In einer Befragung im März/April 2018 konnte allerdings festgestellt werden, dass lediglich 43% der Deutschen diese wöchentliche Mindestbewegung schaffen. Im Vergleich im Jahr 2010 waren es noch 60%. Egal ob Zuhause, auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Arbeit – wir sitzen. Wir bewegen uns kaum noch und sitzen hauptsächlich. Dabei ist sitzen eigentlich ungesund.

 

Der menschliche Körper ist nicht für stundenlanges Sitzen ausgelegt, egal in welcher Position. Beim richtigen und aufrechten Sitzen werden die Rückenmuskulatur und die Bandscheiben gleichmäßig belastet. Diese gesunde Sitzhaltung schützt und vor zahlreichen Beschwerden, allerdings ist sie für unseren Körper und besonders für die Rückenmuskulatur sehr anstrengend. Die Muskeln ermüden durch die stetige Haltearbeit. Die Folge ist, dass die meisten Menschen nach einiger Zeit eine als “angenehmere” empfundene Sitzhaltung einnehmen. Beispielsweise lehnen sich viele leicht nach vorne, dabei wird die Haltearbeit der Rückenmuskulatur zwar reduziert, allerdings werden dann die Bandscheiben durch die gekrümmte Wirbelsäule ungleichmäßig belastet. Die Folgen reichen von Muskelverspannungen bis zu starken Rückenschmerzen und Beschwerden in den Bandscheiben.

Wie sitzen wir richtig?

Bei Menschen die besonders viel und lange sitzen müssen, eignet sich das sogenannte “dynamische Sitzen”. Dabei wechselt man immer wieder die Sitzposition zwischen aufrechtem und nach hinten gelehnten sitzen. Neben dem aufrechten Sitzen ermöglicht das nach hinten gelehnte eine Entlastung der Bandscheiben und Muskulatur. Regelmäßige Änderungen der Sitzhaltung fordern zudem die Muskeldurchblutung und die Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen. Allerdings ist diese nach hinten gelehnte Sitzhaltung oftmals nicht lange praktikabel, weswegen man wieder in die aufrechte Sitzhaltung wechselt. Mit ab besten ist es, wenn man zusätzlich auch zwischen sitzen und stehen wechselt und regelmäßig kleine Bewegungspausen einlegt.

Was brauchen wir alles?

Um regelmäßig Bewegungspausen einzulegen benötigen wir besonders viel Disziplin. Dabei können im Büro einzelne Arbeitsprozesse helfen, wie z.B. zum Kopierer gehen, oder einfach regelmäßig ein Glas Wasser in der Küche zu trinken. Manchen bringt es auch etwas einen Wecker zu stellen. Besonders hilfreich sind dabei auch Smartwatches. Egal ob Apple Watch  oder Amazfit unsere Uhren erinnern uns regelmäßig daran uns zu bewegen, wenn wir längere Zeit saßen.

Um öfters zwischen sitzen und stehen zu wechseln bedarf es der richtigen Ausstattung. Höhenverstellbare Schreibtische oder Stehpulte sind dabei am besten geeignet. Während man im Büro zum Teil auf diese Möglichkeiten zurückgreifen kann, haben die meisten von uns im Homeoffice keine solche Möglichkeit.

Für das dynamische Sitzverhalten, besonders für das zurückgelehnte sitzen, wird ein Schreibtischstuhl mit verstellbarer Rückenlehne benötigt. Auch das sollte im Büro vorhanden sein, im Homeoffice nicht zwangsläufig.

Auch wir in der SmartWG stehen bezüglich der gesunden Sitzhaltung im Homeoffice vor Herausforderungen.

Aufrecht sitzen mit 8sense

8sense ist, nach eigenen Angaben, halb Fitnesscoach und halb Physiotherapeut vereint in einem “8clip”. Er dient als Haltungs- und Rückentrainer und eignet sich besonders fürs Büro und das Homeoffice. Der 8clip muss am Kragen der Kleidung bzw. im Nackenbereich befestigt werden. Von dort aus analysiert er die Bewegungen des Körpers. In dem 8clip sind 6 Sensoren verbaut, die die Amplitude, Richtung und Intensität deiner Bewegung im dreidimensionalen Raum erfassen. Die Daten werden mittels Bluetooth an die eigene App auf dem Smartphone übermittelt. Die Daten werden in der App mit verschiedenen Algorithmen ausgewertet, um die Bewegung/Position zu erkennen. Die Anwendung von 8sense ist dabei unabhängig von Größe, Körperbau und Kleidung. Der Anwender erhält in Echtzeit Feedback in Form von verschiedenen Vibrationsmustern und muss dementsprechend nicht ständig das Smartphone zur Hand nehmen. Ähnlich wie eine Smartwatch macht der 8clip bei zu langem sitzen durch die Vibration darauf aufmerksam. Durch einen Blick in die App können dann genauere Informationen abgerufen werden. 8sense gibt regelmäßig Handlungsempfehlungen auf Basis des Verhaltens der letzten Stunden und zeigt auf, wie es um deine Gesundheit und Produktivität steht. 8sense kann dabei Maßnahmen vorschlagen, die jetzt konkret umgesetzt werden können wie z.B. die Änderung der Sitzposition oder individuellen Übungen und Bewegungsempfehlungen. Zusätzlich gibt es auch Challenges, die den Anwender Herausfordern sollen. Derzeit kostet der 8sense beim Hersteller 99,99€. Es gibt aber ab und zu Angebote vom Hersteller, wie im April/Mai ein Homeoffice-Angebot für 79,00€.

Wir machen den Test

In einem ersten Schritt muss der 8clip mit dem mitgelieferten Ladekabel aufgeladen werden. Dabei leuchtet eine kleine orangene LED, die aufhört zu leuchten, sobald der clip vollständig geladen ist. Durch drücken eines Knopfes auf der Oberseite des Clips wird dieser eingeschaltet. Die Einrichtung von 8sense wird zudem auch in der notwendigen App detailliert dargestellt. Ist 8sense eingerichtet kann es auch schon direkt losgehen. Der Clip selbst ist etwa daumengroß und wiegt ca. 14 Gramm. Je Nachdem ob man ein T-Shirt oder ein Hemd/Bluse mit festem Kragen trägt spürt man den 8sense mal mehr mal weniger. Insgesamt ist der Tragekomfort als angenehm zu beschreiben. Ein Manko dabei gibt es allerdings. Bei Stühlen mit hoher Rückenlehne kann es beim zurücklehnen passieren, dass sich der Clip ausschaltet, da versehentlich (durch den Stuhl/Lehne) der Knopf zum Ein-& Ausschalten gedrückt wird. In unserem Test hielt der Akku zwischen 4 und 7 Tagen, je nachdem wie lange wir ihn getragen haben und wie aktiv wir am Tag waren. Die Akku-Anzeige selbst, lässt sich auch jederzeit in der App abrufen.

Kaum angelegt beginnt der 8sense bereits zu vibrieren. Besonders am Anfang kann man mit den Vibrationen noch nichts anfangen, weswegen der Griff zum Smartphone notwendig ist. Je länger man den 8sense trägt, desto besser weiß man, was gerade gemeint ist wie z.B. ich sitze schon wieder zu lange. Wenn zudem auch regelmäßig die vorgeschlagenen Übungen (z.B. seitliche Rückenmuskulatur) gemacht werden, macht man diese intuitiv und der permanente Blick auf das Smartphone bei jeder Vibration reduziert sich nach und nach. Wir haben den 8sense auch gleichzeitig mit den Smartwatches genutzt. Dabei ist aufgefallen, dass der 8sense einen viel schneller und regelmäßiger an Bewegung und Änderungen erinnert. Wenn wir aber gerade in einer produktiven Arbeitsphase stecken, kann die ständige Vibration aber auch nervig sein (lässt sich aber auch ausschalten). Hat man sich daraufhin bewegt, erhält man ermunternde Worte auf dem Smartphone wie bspw. “Deine Wirbelsäule bedankt sich für die Entlastung. Toll!!”.

Insgesamt werden zwei verschiedene Phasen, aufrechte Phase und zurückgelehnte Phase, sowie die zurückgelegten Schritte aufgezeichnet und analysiert. 

Besonders gut haben uns die Challenges gefallen. 10 oder 15 Minuten am Stück richtig aufrecht zu sitzen, war anfangs wirklich schwer. Der 8sense wertet natürlich jede Abweichung direkt aus und hält diese fest. Regelmäßige Wiederholungen stärken die Rückenmuskulatur und ermöglichen immer länger richtig zu sitzen. Auch wenn wir nicht den 8sense tragen versuchen wir mittlerweile immer wieder an das richtige aufrechte sitzen denken.

Fazit

Mehr Bewegung und aufrechtes sitzen mit 8sense kann funktionieren, muss es aber nicht. Der Gedanke hinter 8sense: Verbesserung unserer Gesundheit und der Steigerung der Produktivität sind toll, allerdings bedarf es wie bei den meisten Dingen im Leben viel Disziplin. Es ist gut regelmäßig an Bewegung und an die eigene Gesundheit erinnert zu werden, allerdings stumpft man auch sehr schnell ab. Sind wir am Anfang bei jeder Vibration aufgestanden, haben uns gerade hingesetzt oder die Übungen durchgeführt, wird das mit der Zeit immer weniger. Nach ein paar Tagen hatten wir keine Lust mehr bei jeder Vibration den Anweisungen zu Folgen, denn so schön und gut die Bewegungen sind, man wird immer aus der Arbeit und den Gedanken gerissen und braucht danach wieder kurze Zeit um wieder rein zu kommen. Besonders in produktiven Phasen ist die Vibration störend. Zudem muss der Sensor immer wieder neu eingestellt werden und die Vibration kann in ruhigen und leisen Räumen sehr laut wirken (wie die Vibration eines Handys in der Tasche). Bei dem Kauf von 8sense mit einem Preis von 100€ könnten daher Fitnessarmbänder und Smartwatches als Alternativen berücksichtigt werden.

8sense hat uns auf jeden Fall aufgezeigt, wie häufig wir doch mit gebeugtem Rücken am Tisch sitzen und die Rückenschmerzen nicht von ungefähr kommen 😕

Also, sitzt du gerade?

Bleibt in Bewegung!
Jan & Thanh

Jan Weber
Thanh Pham

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